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Her mit der Schönheit!

Schönheit will erlebt und gefühlt, nicht verstanden werden.
Schönheit will erlebt und gefühlt, nicht verstanden werden. (c) Wolfgang Freitag
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Gab es einst nicht schöne Scheunen? Was wäre, wenn wir der Schallschutzwand, der Busgarage und dem Lagerhaus dieselbe Sorgfalt widmeten wie dem Schauspielhaus? Ein Aufruf zu mehr Schönheit im Leben und im Alltag.

Als er sich endlich bewegte,
blitzte hinter den weit entfernten Gebirgsketten die Sonne hervor
und übergoss die Gipfel mit ihrem Licht, so weich und schön,
dass er hätte lachen können vor reinem Glück.
Robert Seethaler


Schönheit will gefühlt, nicht verstanden werden. Ich nähre mich von Schönem. Es inspiriert meine Arbeit, überlistet mein mangelhaftes Gedächtnis, hegt meinen Gleichmut und lichtet meine Gestimmtheit. Eine vor vierzig Jahren auf Kreta gesehene Vase ist in mir lebendig, als hätte ich sie gestern gesehen, laufe ich an einem liebevoll gepflegten Garten entlang, wird mein Schritt leicht und beschwingt. Trete ich am Ende eines aufreibenden Tages vor mein Haus, um in den sternenklaren Himmel zu sehen, beruhigt und erhellt sich mein Gemüt. Dabei sind mein kunsthistorisches und mein biologisches Wissen dürftig und endet mein astronomisches Verständnis bei „unvorstellbar weit und alt“. Schönheit verändert mich: Im Hof von Haus R oder unter der Kuppel von B breitet sich in mir eine freudvolle Erregung aus. Taucht das einmalige Licht eines jener goldenen Herbsttage die Wälder und Abhänge in diese unvergleichliche Buntheit, dann werden die Grenzen zwischen mir und der Welt durchlässig und unbestimmbar. Schaffe ich bei einem Entwurf den „Durchbruch“, dann senkt mich Beglücktheit in den Sessel.

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